In der Natur finden wir Bilder unserer Seele im Außen.
Wir fühlen uns berührt von dem Schneeglöckchen, das sich durch den kalten Schnee seinen Weg ans Licht bahnt, weil wir intuitiv wissen, dass dieser Vorgang ein mögliches Bild unserer inneren Verfassung spiegelt.
Das Eis ist dünn.
Ich sollte mein inneres Eis nicht herausfordern, es würde brechen, aber vielleicht kann ich die Schönheit dieser Strukturen und Zerbrechlichkeit aus sicherer Entfernung bestaunen, bevor die Wärme es zum Schmelzen bringt?
Manchmal geht nichts mehr. Mauer. Steine, wohin das Auge reicht.
Ich habe gehört, hinter dieser Mauer wird alles anders, alles schöner, alles lebendiger. Den Weg dorthin werde ich wohl nie schaffen. Ich fühle mich schwach und hoffnungslos.
Wie soll ich nur auf die andere Seite kommen? Ich gehe weiter an der Mauer entlang und warte auf ein Wunder.
Die Schlucht, der Tunnel, der Weg ins Dunkel in mir macht Angst.
Ein kleiner Spalt, viel zu eng.
Hier werde ich mich nie entfalten können. Vielleicht bietet er aber auch Schutz?
Oder was könnte sich eröffnen, wenn ich durchgehe?
Liegt diese Blumenwiese hinter der Schlucht?
Aufatmen, Kraft spüren, Weite wahrnehmen.
Das Leben ist sanft und bunt.
Und es geht immer weiter.
Und nochmal genauer hinsehen!
Staunen!
Was ist das Leben schön!
Einzigartig, unterschiedlich, wertvoll.
Ich spüre die Liebe in allen Dingen, das Wunder des Seins, obwohl ich genau weiß, dass auch diese Blüten schon bald vergehen werden.
Pause.
Betrachten.
Zurückblicken.
Nach vorne sehen.
Augen schließen und wirken lassen.
Die Luft riechen. Jetzt gerade mal nichts leisten müssen. Sich Zeit nehmen, sich beschenken lassen. Und dann später wieder aufbrechen.
Aufbrechen.
Wie ist das möglich? Dieses kleine unscheinbare Gewächs bricht sich den Weg durch den Asphalt? Bin ich das Gewächs oder eher der Asphalt, der aufbricht? Was ist passiert? Die Kraft der Sonne, ganz klar. Keine Seele muss es sich nehmen lassen, sich den Weg zur Sonne, zum Licht, zur Wärme, zur Kraft zu bahnen. Sonne, Wärme, Liebe, Gott, Dankbarkeit- das ist Leben.
Und es geht weiter.
Ohne Brücken keine Verbindungen über Abgründe hinweg.
Wenn wir es noch nicht können, sollten wir es lernen:
Brücken bauen!
Wohin?
Was erwartet mich?
Wie viele Stufen gibt es noch?
Muss ich sie alle gehen?
Unterwegs sein.
Viele offene Fragen.
Soll das ein Herz werden?
Liebe?
Muss Liebe weh tun!
So heiß, im Feuer geschmiedet. Solange sich Eisen und Feuer verbinden, kann Veränderung stattfinden.
Kühle,
Erfrischung,
Flüchtigkeit,
auch das tut gut.
Alles zu seiner Zeit.
Wenn Sonne und Regen sich begegnen, entsteht der Regenbogen mit allen Farben dieser Welt.
Was lehrt mich der Regenbogen über meine Seelenverfassung, damit ich alle Farben dieser Welt erleben kann?
Die Sonne am Himmel, die Sonne auf der Erde, die Sonne im Herzen, überall Sonne.
Diese Blume wird vergehen, aber die Sonne ist immer da, sie geht nicht unter und sie geht auch nicht auf, sie ist immer da.
Wir können sie nur nicht ständig sehen und spüren.
Licht wirft Schatten. Schatten können unheimlich sein. Angst machen. Sie sind so viel größer als die Dinge, durch die sie verursacht werden.
Vielleicht ist etwas Schlimmes geschehen? Und der Schatten verfolgt uns. Er ist da.
Machen wir noch mehr Licht an und betrachten wir ihn genau, vielleicht wird er kleiner und unbedeutender und lässt uns wieder den Himmel sehen?
Dem Himmel so nah? Wohnt im Himmel der Tod? Oder das Leben?
Es schwindelt mir. Ich weiß nicht, wo ich hingehöre.
Zu den Lebenden, zu den Toten? In den Himmel, in die Erde? Irgendwo zwischen Himmel und Erde?
Ich suche die Wächterin über Himmel und Erde. Kann sie mir sagen, wo ich gerade bin?
Trauer im Winter des Lebens. Den Winter gibt es zu allen Lebenszeiten. Entblößt stehe ich da. Meine Kleider sind abgefallen wie Blätter vom Baum. Bunt waren sie, gestreift und kariert, verrückt und aufsehenerregend. Schonungslos präsentiere ich nun meine Nacktheit und stelle fest, es gibt keinen Grund zur Scham. Ich entdecke die Schönheit meiner eigenen Entblößtheit. Und plötzlich sehe ich auch euch alle in eurer wahren Schönheit. Danke.
War das schon der Tod?
Oder einfach nur ein dunkles Loch?
Da ist ja Licht!
Was hat das zu bedeuten?
Nichts?
Bin ich ein Kind? Neu geboren? Was blüht denn da?
Ich bin noch jung und voller Tatendrang. Ich habe schon viel erlebt und jetzt ist alles nochmal ganz neu.
Unglaublich.
Wo kommt die Kraft her?
Der Saft in der Blüte?
Danke.
Ich kann wieder fliegen.
Meine Farben, alle Farben dieser Welt, meine Leichtigkeit und mein sanftes Gleiten im Wind erfreuen die Herzen der Menschen am Boden.
Was gibt es mehr? Wer könnte sich diesem Glück verschließen?
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